Wahre und falsche Fakten

Viel wurde von den berüchtigten 32 Bit geredet und wieviel davon wirklich in Windows 95 drinsteckt das wollen wir zuerst untersuchen. Tatsächlich enthält der ursprünglich 32bittig geplante Windows-Motor noch viele 16-Bit-"Brocken". Vom konsequenten Umstieg auf 32 Bit kann also keine Rede sein. Also keine Steigerung des Bedarfs an Speicherressourcen um bis zu 50 Prozent (ade, 8-Mbyte PC !). Vielmehr befindet sich die Windows-Welt mittendrin im Umstieg von 16 nach 32 Bit, und Windows 95 ist der Wegbereiter.
Wenn Windows 95 nicht bootet...
Eine weit verbreitete Meinung, Programme, die crashen, würden wie bei Windows 3.11 auch ihre anderen laufenden Kollegen mitreißen,
Das Setup von Windows 95 nimmt mindestens eine halbe Stunde in Anspruch. Sind alle benötigten Komponenten von der CD auf die Platte übertragen, ist die Installation noch längst nicht abgeschlossen, sondern geht erst richtig los. Zwar belästigt Sie Windows 95 in dieser Abschluß-Setup-Stufe nicht mehr mit Dialogboxen, allerdings passiert sehr viel. Windows 95 versucht erstmals selbständig, auf dem PC »neu zu starten«, und damit beginnt die »kritische Phase«.
Zum einen ist hier viel Geduld gefordert: Ha« Windows 95 Probleme, eine bestimmte Hardwarekomponente zu erkennen, verlängert sich die Zeit entsprechend. Im günstigsten Fall kann die »Sanduhr« mehrere Minuten zu sehen sein, der PC reagiert auf »nichts« mehr. Kommt das Setup allerdings in eine Phase, wo abgesehen von Festplattengeräuschen über 10 Minuten »nichts« mehr passiert, sollten Sie handeln. Oft reicht es aus, den PC neu zu starten, damit das Windows-95-Setup sich wieder »fängt« und dort dann »richtig weitermacht«, wo es zuvor gecrasht ist. Wird Windows 95 neu gestartet, so teilt es dies im Fall eines vorangegangenen Crashs mit und stellt mehrere Optionen bereit:
- einen erneuten Startversuch probieren,
- Windows 95 im »speziellen« Security-Modus starten
- einen MS-DOS-Start versuchen.
Wenn Windows 95 beim Erstsetup erstmals »crasht«, weisen Sie am besten den »erneuten Versuch« an, das klappt meist. Versagt dieser, probieren Sie den Start im Security-Modus. Bei diesem Modus schaltet Windows 95 komplett in einen Standard-Modus, der auf jegliche Optimierungen verzichtet und nur die wichtigsten Hardware-Komponenten im Standard-Verfahren ansteuert. Windows 95 versucht alle möglichen Treiberkonflickte zu deaktivieren, um »irgendwie« hochzufahren - das klappt auch recht ordentlich.
Die dritte Option, »MS-DOS«, bleibt als letzter Ausweg - und kann entscheidend sein. Wenn Sie in Ihrem PC eine EIDE-Festplatte größer als 500 MByte haben, kann es exakt deren Treiber in der »config.sys« sein, der den Crash auslöst. Windows 95 checkt beim Start die noch vorhandenen »config.sys«- und »autoexec.bat«-Dateien und übernimmt alles aus ihnen, was es braucht - also auch alte »unbekannte« DOS-Treiber.
Leider kann ein EIDE-Treiber verschiedene Aufgaben erfüllen. Dient er lediglich dazu, den 32-Bit-Zugriff unter Windows 3.x zu aktivieren oder die Festplatten in schnelleren Modi zu fahren, können Sie den Treiber deaktivieren und dann Windows 95 mit stark reduzierter Plattenübertragungsleistung fahren. Ist der Treiber allerdings essentiell für den Betrieb einer Platte mit mehr als 500 MByte, können Sie auf ein unlösbares Problem stoßen, dem nur die ein EIDE-Treiber-Update oder Neuanschaffung eines Controllers zu begegnen ist. In allen Fällen gilt: Will Windows 95 beim besten Willen in den beiden Modi nicht starten, versuchen Sie es mit dem MS-DOS-Modus (oder booten Sie von einer MS-DOS-Diskette) und streichen Sie in »config.sys« und »autoexec.bat« alle in Frage kommenden Treiber.
ist nur teilweise richtig. Alle 32bittigen Windows-Programme benutzen einen geschützten Speicherbereich für sich allein; stürzen sie ab, können sie kein weiteres Unheil anrichten. Für 16-Bit-Programme unter Windows 95 gilt allerdings das alte Problem: Sie können ihre gleichzeitig laufenden 16-Bit-Applikationen »mitkillen«, 32-Bit-Anwendungen allerdings nicht.
Wenn Sie also jetzt mit Ihren alten 16-Bit-Windows-Programmen zu Windows 95 wechseln, erhalten Sie keine nennenswerten 16-Bit-Stabilitätsvorteile, aber auch keine markanten Nachteile. Ganz abgesehen von der 16-(32-Bit)-Diskussion begeistert Windows 95 nämlich vor allem durch seine Innovationen.
Einige dieser Inovationen stellen wir Ihnen in den nächsten Kapiteln vor.



© Jürgen, Richter